Vor einigen Tagen erreichte mich - wie viele andere Azawakhfreunde auch - die Meldung, dass ein Azawakh im Tierheim Bochum untergebracht ist - Luna.
Am Donnerstag hatte ich Urlaub, so machten wir uns auf den Weg nach Bochum, um Luna einmal kennenzulernen. Eine halbe Stunde vor Eröffnung für die Besucher waren wir bereits dort, wurden sehr nett von einer Mitarbeiterin in Empfang genommen, die uns den großen, sicher eingezäunten Hundeauslauf zur Verfügung stellte. Dort nahmen Yeki und Ventoso sogleich ihre Bewachungs- und Verteidigungsaufgaben wahr ;-) Zum Glück bevorzugten sie bei der Hitze dann doch ein wenig Ruhe im Schatten ...
Ein netter Besucher, der kurz vor der Adoption seines Hundes steht und dementsprechend mit den Örtlichkeiten vertraut ist, nahm mich an die Hand und zeigte mir Lunas Zwinger. Dort begrüßte mich eine ganz agile, aufgeschlossene Hündin. Sie lief immer zwischen mir und dem Ausgang hin und her, als wollte sie sagen "Schnell, lass mich raus!". Eine Mitarbeiterin stellte sie uns dann einen Moment später vor, nachdem wir Yeki und Ventoso in einem kleineren Auslauf im Schatten untergebracht hatten.
Luna trug Geschirr und Halsband, sie verhielt sich vorbildlich. Ganz ohne Berührungsängste begrüßte sie uns. Wir durften mit ihr allein laufen und entschieden uns, den Auslauf aufzusuchen, um sie dort zu beobachten.
Sie zog zunächst ein wenig an der Leine, aber gut händelbar. Im Auslauf hatte ich damit gerechnet, dass sie sofort ihre überschüssige Kraft "weglaufen" wird, aber weit gefehlt. Es brauchte schon etwas Animation meines Liebsten, auf die sie aber gern einging und fröhlich um ihn herum hüpfte.
Aufgrund der Hitze - wir hatten sicherlich 35° - wollten wir sie jedoch nicht zu sehr fordern, sondern gern etwas beobachten:
Luna zeigte sich uns gegenüber im Auslauf wie auch zuvor in der Begegnung extrem aufgeschlossen, beinahe distanzlos für einen Azawakh. Taikoussou's Akenna war ähnlich - aber nicht so agil. In den letzten Jahren habe ich eine derartige Aufgeschlossenheit Menschen gegenüber nur bei Tombouktou's Hidaya und bei der Importhündin Tawardé von Alberto Rossi erlebt, und ich habe wirklich viele Hunde gesehen. Uns wurde gesagt, dass sie an der Leine durchaus auch pöbelt, das ergab sich jedoch nicht. Im Auslauf verhielt sie sich exakt wie Yeki und Ventoso - nur lautlos. Sie ist extrem aufmerksam. Auch auf Rufen reagiert sie exakt wie Yeki - gar nicht. Sie kommt, wenn es ihr beliebt, sonst muss man halt hingehen. Sie hat sich problemlos wieder anleinen lassen, jedoch ebenfalls wie Yeki oder Ventoso - erst mal einen Schritt rückwärts, dann ist es okay.
Wir haben versucht, sie aufzustellen, was allerdings schwierig war, sie wollte das ganz klar nicht, und verunsichern wollten wir sie nicht. Lothar hat sie traben lassen, sie bewegt sich schön, schmeißt sich aber ziemlich in die Leine und will eigentlich seitlich weg. Trotzdem hat sie das toll gemeistert wenn man bedenkt, dass sie uns zum ersten Mal begegnet ist und nur wenige Minuten kannte.
Schlussendlich haben wir sie noch Yeki und Ventoso vorgestellt. Obwohl Yeki und Ventoso entsprechend aufgebracht über die Unterbringung im Zwinger waren, verschlug ihnen das Erkennen der Artgenossin quasi die Sprache, sie wurde begrüßt, beschnufft, und sie hätte vermutlich auch gleich ins Auto einsteigen dürfen. Auch von ihrer Seite - Sympathie pur.
Im Gespräch habe ich folgendes erfahren (Gedächtnisprotokoll, man möge mir evtl. Lücken verzeihen, die Hitze ...):
Luna soll wohl sehr jung zu ihrem bisherigen Besitzer gekommen sein. Möglicherweise ist die Mutterhündin verstorben, während sie den Wurf großzog (?). Luna hat zuvor mit einem Salukirüden zusammengelebt, der sie ziemlich unter seiner Fuchtel gehalten haben soll, offenbar hat sie sich ihm untergeordnet (fiele unseren Weibern nie ein ;-) ).
Der Besitzer ist schwer erkrankt, wollte die Hündin zunächst in Pension ins Tierheim geben, hat nunmehr aber aufgrund der Aussichtslosigkeit des Krankheitsbildes die Hündin zur Vermittlung frei gegeben.
Das Geburtsdatum ist fiktiv. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in 2010 geboren ist. Sie hat einen deutschen Chip, keine Tätowierung.
Luna war vermittelt in einen Windhundhaushalt, hat aber den dortigen Galgorüden wohl sehr genervt und war nicht in der Lage, auch nur einen Moment ohne Mensch zu sein. Selbst bei Telefonaten in einem durch eine Glastür getrennten Raum, bei denen sie wohl durchaus noch Sichtkontakt zu ihrem Menschen hatte, hat sie geweint und gejammert. Abwesenheit hat sie mit Schreien und Verunreinigung der Wohnung quittiert, und daher wurde sie nach der ersten Vermittlung offenbar auch wieder zurückgegeben.
Mein Fazit:
Luna ist eine phantastische, durchaus attraktive und sehr agile Hündin, an der der künftige Besitzer schnell sehr viel Freude haben dürfte, sofern sie stets bei ihm sein kann. Sie akzeptiert Katzen im Haus und kann mit Sicherheit gut mit Rudelgefährten leben. Es dürfte auch kein Problem sein, sie überall mit hinzunehmen, da sie Menschen gegenüber wenig Scheu zeigt und sicherlich auch im städtischen Bereich prima zurecht kommt.
Ich würde auch nicht davon ausgehen, dass man diese Verlassensängste nicht in den Griff bekommt. Es braucht halt Zeit und Geduld und den Aufbau von Bindung und Vertrauen.
Ginge es nach mir, hätte ich die Hündin sofort mitgenommen. Doch wir sind alle berufstätig, und meine Mutter hat nicht nur zwei eigene Hündinnen - und Senatet kann recht unleidlich sein -, sondern betreut auch meine beiden Rüden, während ich arbeite. Ein weiterer Hund mit einer derartigen Baustelle ist ihr nicht zuzumuten. Meine Schwester hat zwar gerade erst ihre Monia verloren und Lotta wäre sicher sehr glücklich mit dieser "Galga im Azawakhkostüm", jedoch ist auch sie berufstätig ...
Im (übrigens wirklich verhältnismäßig schönen) Tierheim Bochum sitzen neben Luna natürlich auch viele weitere wunderbare Tiere, die dringend ein Zuhause suchen, z. B. der Senior Nino, das imposante Karlchen oder auch die wunderschönen Siamesen Jemi & Simba.
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