Sonntag, 28. April 2013

Die diesjährige Galgo-Jahresausstellung

Dat war ja nix.

Gut, für das eher trübe Wetter kann ja niemand etwas, ganz klar. Doch bereits im Vorfeld gab es immer so kleine Unstimmigkeiten, so wurde vorab z. B. via Facebook von der Sonderleiterin mitgeteilt, dass es keine Rescueklasse geben wird, mit der Begründung, diese verstoße gegen Ausstellungsregularien und die Sonderleiterin der GA-JAS im Vorjahr wäre aus dem Grunde sogar gesperrt worden. Argumente wurden mit Bockigkeit bestraft bis hin zur Aussage, dass in Zukunft wohl kein Verein mehr eine GA-JAS ausrichten wollen würde, wenn im Vorfeld so ein Theater entsteht ... ich fürchte eher, es geht niemand mehr hin.

Okay ... Mir persönlich kann es grundsätzlich vollkommen wurscht sein, mein Rescuehund ist registriert und hat damit Papiere, die zur Teilnahme an Ausstellungen berechtigen.

Bei einer Rescueklasse handelt es sich um einen Sonderwettbewerb im Rahmenprogramm einer Jahresausstellung. Dieser hat ebensoviel Bedeutung wie z. B. die Wettbewerbe "schönster Kopf", "bestes Gangwerk", "schönster Importhund" oder von mir aus auch "schönster Wintermantel" - nämlich keine, es ist ein kleines Kompliment an den Besitzer für seinen Hund. Nicht mehr, nicht weniger, aber etabliert durch die tollen Rescueklassen der letzten Jahre.

Im Übrigen ist die Sonderleiterin der GA-JAS 2012 nicht gesperrt worden. Sie hat versehentlich die Hunde, die für die Rescueklasse angemeldet wurden, namentlich in den Katalog aufgenommen und damit nicht deutlich genug angezeigt, dass es sich lediglich um einen Sonderwettbewerb handelt. Wer arbeitet, macht Fehler, und dies ist in der Vergangenheit auch schon anderen Sonderleitern passiert und ich bin ziemlich sicher, dass dies durchaus wieder passieren kann. 

Wie auch immer. 47 Galgos waren gemeldet, die meisten waren anwesend. Der geladene Richter, Francisco Ruiz Rodriguez, richtete sehr zügig. Er war freundlich im Umgang mit Mensch und Hund. Erwartungsgemäß monierte er Pacos kräftigen Kopf, befand die Füße für zu kurz (stimmt), die Brust für zu breit (okay) und die Bemuskelung für zu stark. Okay ... Pacolino ist ein junger, extrem lauffreudiger Hund, der viel Bewegung bekommt. Für mich ist seine Bemuskelung eher ein Grund zu Freude. Dafür gefielen ihm der Hals, die Linien und das Gangwerk. Mehr als ein SG hatte ich nicht erwartet - so war ich zufrieden. Pacolino, der ja nur auf JAS gezeigt wird, zeigte sich absolut unerfahren und nervtötend aktiv, Stillstehen war nicht drin, er wollte nur raus aus dem Ring und Mädels kennenlernen, denn dass läufige Hündinnen auf dem Platz waren, hatte er längst raus. Durch Leckerchen gelang es mir, die Aufmerksamkeit auch mal auf mich zu lenken, doch nie lange ... Schade, sonst hätten wir vielleicht wenigstens ein schönes Laufbild gehabt, denn seine Bewegung ist wirklich schön.





Leider war es so kalt, dass es nicht wirklich Spaß machte, am Ring zu stehen und zuzuschauen. Außerdem sollten ja auch Yeki und Ventoso nicht zu kurz kommen, daher machten wir erst einmal einen schönen Spaziergang.

Ventoso meisterte seinen ersten Besuch auf einem Ausstellungsgelände ganz hervorragend. Vollkommen angstfrei ging er auf jeden Hund zu. Auch Menschen findet er ganz nett und sucht von sich aus Kontakt.Yeki interessierte sich mehr für die Damenwelt, aber das sei ihm ja gegönnt ... Ich bin immer wieder fasziniert wie charmant er sein kann!

Für 14 Uhr war das Galgo-Meeting angesetzt. Der Münsteraner Verein hatte den Teilnehmern dazu den Zutritt zur Kantine verweigert und uns auf die Terrasse verwiesen. Bei Temperaturen sicherlich unter 10 Grad! An dieser Stelle möchte ich mal ganz klar darauf hinweisen, dass auch die Meetingteilnehmer zahlende Kunden sind, wie alle anderen Aussteller auch. Es kann nicht sein, dass ein Ausrichter zwar von der erhöhten Meldezahl bei einer Rasse profitieren möchte, dann aber so wenig Entgegenkommen zeigt. Es hätte durchaus gereicht, für zwei Stunden zwei Tische im Vereinsheim zu reservieren - zumal ja der Zeitrahmen klar gefasst war, nämlich 14 bis 16 Uhr.

Das Meeting war dementsprechend kurz, denn niemand wollte länger als nötig frieren. Außerdem waren ja alle gespannt auf die Präsentation der Rescuehunde, die - natürlich ohne vorherige Anmeldung ;-) - im Ehrenring, vor den Gruppenwettbewerben, stattfinden sollte.

Diese war dann die Krönung eines nicht gelungenen Tages. Es waren zahlreiche Hunde im Ring, zum Teil sehr schöne, typvolle Rassevertreter. Doch diese durften unverrichteter Dinge wieder gehen, denn die Sonderleiterin verkündete, dass der Richter keinerlei Äußerungen zu den Hunden treffen werde, da diese keine FCI-Papiere hätten, allerdings dürften sie nun noch eine Ehrenrunde drehen, worauf die Teilnehmer sichtlich enttäuscht verzichteten.

Dank den Übersetzungskünsten von Caroline Löhr, die erfreulicherweise vor Ort war, ergab sich eine andere, ergänzende und für mich ein Stück weit nachvollziehbare Begründung, denn dieser erklärte der Richter, dass es eine Verabredung der spanischen Richterschaft gäbe, dass Hunde in solchen Resueklassen nicht beurteilt würden aus Protest gegen diejenigen "Tierschutzorganisationen", die die regulierte, ordnungsgemäße, mit sehr viel Liebe und Wissen durchgeführte Hundezucht ebenso verunglimpfen und in einen Pott werfen mit Tierquälern und dem Vermehrertum. Er berichtete von einer Deutschen, die auf Mallorca 190.000 EUR aus Tierschutzspenden veruntreut hat, daher nun im Gefängnis sitzt, vorher aber durch ihre Kampagnen den Züchtern durchaus einen respektablen Schaden zugefügt hat. Das ist für mich selbstverständlich ein Stück weit nachvollziehbar, doch es trifft hier ganz klar die Falschen, nämlich diejenigen, die ihre Lieben stolz präsentieren möchten.

Man hätte die Rescuepräsentation nicht in einer Farce enden lassen müssen. Die Sonderwettbewerbe regelt man üblicherweise im Vorfeld. Wenn der Richter dann signalisiert, denn er den Wettbewerb nicht unterstützt, so hätte man zumindest - z. B. durch Sonderleitung oder andere, redegewandte Personen - ein paar warme Worte finden und die Anwesenden ein wenig würdigen können. Wir alle lieben unsere Hunde. Und da ist es vollkommen egal, ob sie von einem guten Züchter stammen, einem Vermehrer, einer seriösen Tierschutzorga oder der "Tierschutzmafia". Es geht hier um das Tier, nicht um den Hintergrund!

Abschließend möchte ich noch ein paar Worte zur Ausrichtung von Jahresausstellungen sagen. Ich habe selbst als Sonderleiterin mehrere Jahresausstellungen durchgeführt (1999 und 2007 Azawakh und 2005 Saluki) und die AZ-JAS 2007 bis heute als Zuchtkommissionsmitglied.

Wenn ein Verein sich um die Ausrichtung einer JAS bewirbt, so tut er dies nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern zum einen aufgrund der zu erwartenden erhöhten Meldezahlen - die Rechnung geht immer auf - und zum anderen aufgrund der Publicity. Gerade von den "Minderrassen" wie GA, AZ, SL hat man auf einer normalen CAC-Schau zwischen 0 und 10 Exemplaren, bei einer JAS werden es aber auch locker um die 50.

Ich habe es in den letzten Jahren stets so erlebt, dass ich als ZKM quasi "auf Händen getragen" wurde. Vollkommen egal, ob 2008 in Ingolstadt, 2009 in Tüttleben, 2010 in Greppin, 2011 in Duisburg oder 2012 in Hünstetten - ich fühlte mich stets willkommen, konnte mich über eine supertolle Zusammenarbeit mit den Sonderleitern freuen. Alle Vereine haben mich in ihre Planungen einbezogen, wunderschöne Dekorationen erstellt und sich sichtlich Mühe gegeben. Es ist niemand auf die Idee gekommen, uns den Zugang zur Kantine zu verweigern, und ich denke, wir Azawakhleute sind auch bekannt dafür, dass wir uns nach einer JAS noch treffen und reichlich verzehren, denn die Kantine und damit der Verein lebt davon. Es wurden sogar Zelte für uns gestellt. Die Vereine haben ordentliche bis herausragende Meldezahlen bekommen, und dafür auch etwas geboten.

SO muss das sein. Dann kommt man auch gern wieder!

GA-JAS in Zehlendorf 2012



2 Kommentare:

  1. Liebe Gudrun,
    Im Januar 2012 waren wir als fast einzige ausländische Gäste auf dem Campeonato de Galgos in Matrigal de las Altas Torres. Ein unvergessliches, durchweg positives Erlebnis! Die Menschenmassen auf einer solchen Veranstaltung kann man sich nicht vorstellen. Ein deutsches Fußballländerspiel ist nichts dagegen!
    Wir wurden freundlich aufgenommen, kamen mit Züchtern, Haltern und einem angesehen Richter ins Gespräch.
    Wir wurden ständig mit der unheilvollen deutschen Wahrnehmung konfrontiert, dass Spanier generell Ihre Hunde quälen würden. Fast jeder war bemüht, dieses aus Sicht der Spanier völlig falsche und beleidigende Bild zu korrigieren. Auch wurde uns von häufigen Fällen erzählt, wo Hunde gerade von "Deutschen" gerettet" wurden, die einfach frei, wie landesweit üblich, herumliefen und ihren Besitzern buchstäblich gestohlen wurden.
    Ich kann daher die Argumentation der Richterschaft durchaus nachvollziehen. Natürlich auch Deine Argumentation als Aussteller.(Aber Druck erzeugt Gegendruck. Dies konnte man wohl auf der JAS bei den spanischen Richtern emotional erfahren.)
    Unser ganz persönlicher Eindruck unserer seit mehreren Jahren durch das ganze Land durchgeführten, vielwöchigen Reisen, war stets geprägt von liebevollen Menschen mit Hundeverstand ohne Vermenschlichung.
    Wir haben auch Hundeleid gesehen. (Seit mehreren Jahren stark rückgängig.) Aber wir haben im Vergleich dazu ein Vielfaches an verantwortungsbewussten Hundehaltern kennengelernt, die Ihre Hunde lieben und pflegen. - Nur ins Bett dürfen sie nicht!

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  2. Ja, liebe Claudia, ich weiß, was Du meinst.

    Wir waren ja letztes Jahr in Andalusien und haben und dort sehr willkommen gefühlt. Ich habe viele nette, tierfreundliche Menschen kennen gelernt, natürlich auch Personen, die sich über den Umgang mancher Landsleute mit der Kreatur entrüsteten.

    Zwar habe ich Hundehaltung gesehen, wie sie mir nicht liegt (Kettenhaltung/Laufketten), aber keine Tragödien, zumal diese vermeintlichen Kettenhunde nachts frei waren. Aber dazu waren wir natürlich auch zu sehr Touristen, die eben auch nicht viel "internes" sehen können.

    Mein Eindruck ist schon, dass die Aufklärungsarbeit der Tierschützer in den letzten Jahren viel gebracht hat.

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